wörtliche Abschrift aus dem Taschenbuch 'Instruktion für den Ballonführer - Hauptmann von Tschudi 1905Das Buch, dem der Text entnommen wurde, ist die 2. Auflage, die 1905 im Auftrag des Berliner Vereins für Luftschifffahrt gedruckt wurde. In dem Taschenbuch, das zugleich als Logbuch und Notizbuch für Ballonfahrten dient , werden eingangs die Pflichten und Verhaltensregeln beschrieben. Nach dem Teil zum Registrieren der Ballonfahrten und der dabei gemachten Beobachtungen, folgt noch ein größerer Wörterbuchanhang, in dem die wichtigsten Begriffe der Ballonfahrerei und Konversation in den Sprachen Holländisch, Dänisch (Norwegisch), Schwedisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Böhmisch, Rumänisch und Türkisch, sowie die in den Ländern geltenden Währungen aufgeführt sind.Die Pflichten des BallonführersFür die richtige Ausrüstung des Korbes ist derBallonführer verantwortlich. Er muß sich vor dem Anknebeln des Korbes überzeugen, daß die nötigen Geräte, Instrumente, Karten und Papiere vorhanden sind. Zur Ausrüstung gehören:
lich scharf trocknen) sein und muß sich in unbeschädigten Säcken mit Einrichtung zum Auf- hängen befinden. Dafür, daß der Sand fein gesiebt ist, trägt der Ballonführer nicht die Verantwortung. Der Führer muß eine Uhr bei sich tragen und mindestens 100 Mark, davon 20 in Silber. Barometer, Barograph und Statoskope werden an den Korbleinen aufgehangen (und zwar nach dem Fertigmachen des Ballons: bei starkem Winde wird oft die Aufbringung ers nach der Abfahrt erfolgen können). Das Aspirations-Psychometer ist an einer Schnur, die von einem kleinen Gänsefuß herabhängt, zu befestigen, das Ende dieser Schnur wird dann an einer Korbleine angebunden. Den Kompaß steckt der Führer am zweck- mäßigsten in die Tasche. Karten, Kursbuch, Übersichtskarte, Frachtbrief, Telegrammformulare und Knebel sind in der Korb- tasche verpackt. Das Messer ist in der Scheide rechts neben der Kartentasche so befestigt, daß es herausgezogen werden kann. Bevor der Korb zur Abfahrtstelle gebracht wird, sind im Sitzkorb zu verpacken: Degen, Stöcke, Schirme, Bekleidungsstücke, Proviant und Ver- schnürleine. Die Verpackung muß spätestens 1/2 Stunde vor der Abfahrt erfolgen. Auf dem Boden des Korbes wird der zusammen- gefaltete Verpackungsplan gelegt. Seine Schlaufen dürfen nicht sichtbar sein. Die Sandsäcke werden im Korbinnern ringsherum auf den Boden gestellt und außerdem angehakt. Wenn sie nicht in einer Reihe Platz finden, können sie in zwei Reihen über- einander gehangen werden. Reicht auch dann der Platz nicht, so können Sandsäcke aussen derart aufgehangen werden (nach dem Fertigmachen), daß die Sandsackschnur um eine Korbleine geschlungen und ihr Haken in eine Sacköse gehakt wird. Die Korbtasche ist an einer Schmalseite mittelst Karabinerhaken befestigt, rechts neben ihr das Messer in der Scheide. Das Schlepptau wird - fals nicht ausnahms- weise mit ausgelegtem Schlepptau aufgestiegen wird, was nur bei reichlich Raum in der Fahrtrichtung möglich ist - im Korbe in einem Stapel so auf den Boden gelegt, daß ein unteres Ende obenauf liegt und das Tau somit klar ablaufen kann. Das Tau bleibt dann bis zum Herablassen, das erst in einigen hundert Metern Höhe, oder wenn der Ballon im Gleichgewicht ist, erfolgen soll, viermal mit Bind- faden abebunden, damit es nicht unklar werden kann. Der Korb ist zum Fertigmachen so aufzustellen, daß eine Breitseite gegen den Wind gerichtet ist. Über diese Seite wird das Hochlaßtau am Ringe befestigt, das Schlepptau gegenüber. Es ist also die Seite des Hochlaßtaues bei der Landung, die Schleifseite: hierauf ist besonders beim Aufstellen zu achten falls die Schleifseite einen Stoffbezug im Inneren hat. Die Ballonhüllte muß zum Füllen so ausgelegt werden, daß der Füllschlauch in einer Kurve gelegt werden kann, damit er nicht herausgerissen wird wenn der Füllansatz während der Füllung sich allmählich unter den Ballon zieht. Das Netz muß so aufgelegt sein, daß die Maschen auf allen Seiten gleichmäßig dicht liegen (anderen- falls sitzt der Ballon später schief im Netz.) Während der Einströmung des Gases ist scharf darauf zu sehen, daß das Ventil in der Mitte bleibt, was man bei vorgeschrittener Füllung daran erkennt, daß die Nähte senkrecht gegen den Erdboden führen. Wenn dies nicht der Fall war, sitzt der Ballon später schief im Netz. Bei windigem Wetter muß der Ballon während der Einströmung nicht höher gelassen werden, als nötig ist, damit der Wind keine Dalle in den Ballon und diesen dadurch wegdrückt. Auf die Leute am Füllansatz muß wegen der Gefahr einer Gasvergiftung scharf geachtet werden. Bei warmen Wetter, besonders bei starker Besonnung darf der Ballon nicht ganz prall gefüllt werden, oder es ist vor dem Abbinden etwas Gas herauszudrücken, bei windigem Wetter indessen muß der abgebundene Ballon stramm gefüllt sein. Vor dem Anknebeln des Ballons ist nachzusehen, daß Ventil- und Reißleine klar sind, d.h. daß die Ventilleine nicht durch die Bucht der Reißleine führt oder gar mit dieser verschlungen ist, sowie daß die Leinen auf der ganzen Länge einzeln frei hängen und die Reißleine eingeklinkt ist; hierzu muß bei windigem Wetter ein ruhiger Augenblick abgewartet werden. Der Ballonführer ist für diese Revision verantwortlich. Ein Ballon mit unklaren Leinen darf nicht aufsteigen. Der Ballonführer soll sich von der Zuverlässig- keit des Ventils durch einen kurzen Zug an der Ventilleine überzeugen. Nach der Revision der Leinen ist der Füllansatz mittelst des Abziehstiftes abzubinden, sodaß er von der Erde aus geöffnet werden kann. Mit geschlos- senem Füllansatz darf ein Ballon nicht aufsteigen. Der Ballonführer trägt die entsprechende Verant- wortung. Er muß also unter Umständen das Auf- steigen durch das Kommando 'Festhalten' verhindern. Vor dem Anknebeln ist eventuell die Füllansatz- scheere einzuhaken, die Ventil- und Reißleine sind dann auf derselben Seite der Scheere vorbeizuführen. Zum Anknebeln ist der Ballon so zu drehen, daß die Reißbahn über das Schlepptau kommt. Der Ballonführer ist dafür verantwortlich, das dies geschieht. In welcher Weise nach dem Anknebeln der Auslaufleinen das Höherlassen des Ballons bis zum Zug der Korbleinen zu geschehen hat, hängt ab:
Unter allen Umständen muß sich an jeder Aus- laufleine mindestens 1 Mann befinden. Bei den mit Leuchtgas gefüllten 1300 cbm-Ballons ist so zu verfahren, daß die aus den großen Gänse- füßen auf die Auslaufleinen gehakten Sandsäcke auf diesen nach Kommando langsam zum Ringe geschoben werden. Dazu fast jeder Mann mit einer Hand den Sandsackhaken, während die andere die Auslaufleine durch die Faust gleiten läßt. Kurz vor dem Erreichen des Ringes werden nach Kommando die Sandsäcke ausgehakt und auf die Erde gesetzt; bleibt dabei der eine odere andere Sack hängen, so schadet dies nichts, er wird dann nachträglich abgehangen. Das Übergreifen auf die Korbleinen und weitere Höher- lassen des Ballons muß ohne jeden Ruck erfolgen. Bei dem 600 cbm-Ballon mit Wasserstoff gefüllt ist ebenso zu verfahren. Bei dem mit Wasserstoff gefüllten 1300 cbm- Ballo müssen für jede Auslaufleine 2 Mann vor- handen sein. Bei böigem Wetter ist eine Windpause zu ziemlich schnellem Hochlassen zu benutze. Es muß dann ganz besonders darauf geachtet werden, daß Ventil-, Reiß- und Füllansatz-Leinen klar ablaufen. Für die Kommandos bei der Bedienung ist das Exerzier-Reglement für die Luftschiffer maßgebend. Bei sehr windigem Wetter steht während des Hochlassens ein zuverlässiger Mann über Wind mit der Reißleine in der Hand, um im Notfalle das Kommando 'Aufreißen' zu befolgen. Nach dem Hochlassen sind sofort die Enden der Ventil-, Reiß- und Scherenleine mit Doppelknoten an je eine Korbleine zu befestigen. Für die Aus- führung trägt der Ballonführer die Verantwortung. (Es ist vorgekommen, dass infolge Fehlens dieser Befestigung bei der Landung die Reißleine aus dem Bereich der Luftschiffer flatterte.) Diese Leinen sind dann noch einmal so an je eine Korbleine anzuschlaufen, daß ihre Buchten mit mindestens 1 m Durchhang etwa in Brusthöhe hängen. Die oft störenden Buchten der Leinen kann man während der Fahrt sehr wohl außerhalb des Korbes hängen. Auch die am Ring befestigten Füllansatzleinen müssen etwa 1 m Durchhang haben (Wenn das Netz feucht ist, so müssen alle Manöverleinen mit viel mehr Durchhang aufgehangen werden, da sich ein trockenes Netz um mehrere Meter verlängern kann. (In solchem Falle ist häufige Beobachtung der Leinen während der Fahrt nötig.)) Bei windigem Wetter soll der Führer des Ballons zuerst einsteigen. Sein Platz beim Aufstieg ist am besten auf den Sitzkorb nächst dem Schlepptau stehend. Von dieser Stelle kann er bei ausgelegtem Schlepptau das schleppende Tau sehen und - da sich der Ballon, falls das Tau schleppt, bald ent- sprechend gedreht hat - unbehindert die Gegend in der Fahrtrichtung und auch Barograph, Barometer und Statoskop sehen. Es ist zweckmäßiger, wenn ein anderer Führer außerhalb des Korbes die Kommandos beim Los- lassen gibt, besonders bei windigem Wetter. Es kommt vor, daß der Korb hierbei völlig auf die Seite gelegt wird. Die Insassen haben dann genug mit sich selbst zu tun. Das Anlüften zum Abwiegen muß unbedingt in einem Augenblick erfolgen, in dem der Ballon sich senkrecht über dem Korb befindet und während der Ballon in nicht zu schnellem Pendeln begriffen ist. Macht der Korb eine horizontale Bewegung beim Anlüften, so stand der Ballon nicht senkrecht und das Anlüften führt zu Irrtümern bzl. des Auftriebs. Es kann bei stärkerem Winde nötig werden, mit dem Ballon und der Bedienung sich in der Windrichtung zu bewegen, um dem Wind weniger Widerstand entgegen zu setzen. Wenn bei ausgelegtem Schlepptau beim An- lüften der Ballon nicht steigt (was beim ersten Anlüften stets der Fall sein soll, damit der Ballon nicht zu leicht ist), so sind solange jedesmal 2 Sack Ballast herauszureichen, bis Auftrieb da ist. Hier- zu nehmen jedesmal 2 Mitfahrende sofort wieder je einen Sack Ballast auf den Korbrand. Das statt- gehabte Herausheben ist dem die Abfahrt Leitenden laut mitzuteilen. Bei dem 1300 cbm-Ballon sollen wenigstens 6 Sack Ballast zu je 15-16kg mitgenommen werden, bei dem 600 cbm-Ballon mindestens 4 (die Angaben betreffend den 600 cbm-Ballon beziehen sich stets auf Wasserstofffüllung). Nötigenfalls muß ein Mit- fahrender aussteigen. Derselbe ist für alle Fälle vor dem Einsteigen zu bestimmen. Bei regnerischem Wetter genügen 6 Sack Ballast nicht. Der Ballon nimmt an Wasser etwa soviel Gewicht auf, als 7 Sack Ballast wiegen. Der Aufstieg Wenn der Ballon Auftrieb hat (und zwar bei windigem Wetter reichlich), erfolgt (nach dem Kommando "anlüften") das Kommando "aufziehen", - der Führer muß sich überzeugen, daß der Füll- ansatz sich geöffnet hat - und unmittelbar darauf das Kommando "lasst - los!" Liegt bei windigem Wetter zwischen Aufziehen und Loslassen eine nennenswerte Pause, so kann die ganze Abfahrt in Frage gestellt werden, da der Wind sofort und bei dem nötig werdenden neuen Abwiegen und Ent- lasten immer mehr Gas aus dem Ballon drückt. Bei Aufstieg sollen 2 Mitfahrende, so lange bis der Führer anderes anordnet, je einen Sack Ballast in der Hand behalten, um sofort auf Befehl zu schütten. Das Fallenlassen ganzer Säcke ist durchaus unstatthaft. Sofort nach dem Aufstieg sind das Barometer und das Statoskop zu beachten: gegen ersteres muß dabei wiederholt geklopft werden: meist nur in diesem Falle folgt es schnell den Bewegungen des Ballons. Während der Fahrt hat der Führer gemäß dem Vordruck auf der Fahrten-Bericht-Karte Notizen zu machen oder machen zu lassen. Wiederholt sind die Angaben von Barograph und Barometer zu vergleichen und ein Blick nach oben auf die Füllansatz-, Ventil- und Reißleine, sowie auf die Knebel am Ring (ob alle quer stehen) zu werfen, um sich vom ordnungsmäßigen Zustand zu überzeugen. Gas-Geruch ist stets, Herabflattern heraus- geworfener Papierschnitzel nicht immer ein Zeichen, daß der Ballon steigt. Druck in den Ohren beweist eine ziemlich schnelle vertikale Bewegung nach oben oder unten. Wind wird im Korbe oft wahr- genommen beim Steigen oder Fallen, es kommt auch (selten) vor, daß der Korb schwankt und Pfeifen des Windes hörbar wird. Dies hat seine Ursache in Wirbelbewegungen der Luft. Beim Fahren am Schlepptau hört man auch oft die Falten des Ballons rauschen. Beim Aufstieg von Berlin aus kann die See bei starkem Wind in etwa 1 Stunde erreicht werden, bei bewölktem Himmel und der Möglichkeit dieser Fahrtrichtung muß also in spätestens einer Stunde unter die Wolken gegangen werden um zu erkunden. Ist die Erkundung ergebnislos, so muß gelandet werden. Ein Ueberfliegen des Haffs soll man nur am Schlepptau oder wenigstens in geringer Höhe ausführen. Mit dem Schlepptau - besonders bei starkem Wind - darf man nur im Notfall über Häuser, Telegraphenleitungen oder gar Eisenbahnzüge schleppen. Es empfiehlt sich aber vor der Landung eine kurze Strecke zu schleppen, um die horizontale Geschwindigkeit zu verringern und die Landung aus geringere Höhe zu bewerkstelligen. Bei schwachem Wind hält Wald leicht das Schlepptau fest. Gegenstände, welche Menschen verletzen können, sollen nicht aus dem Ballon geworfen werden, be- sonders nicht über den Wolken. Das Rauchen im Korbe ist verboten. Eine Erkundung durch Zuruf ist im allgemeinen bis etwa 500m Höhe möglich. Vor der Landung. Vor der Landung, d.h. in der Regel vor dem Aufsetzen des Schlepptaus, muß der Korb klar ge- macht werden: - Verpacken und Verschließen oder Zubinden des Sitzkorbs. - Verpacken der Karten und Instrumente in der Kartentasche. - Ein Aspirations-Psychometer muß in seinem Futteral in der Kartentasche verpackt werden. - Keine Gläser und Flaschen unverpackt lassen! - Alle Sandsäcke auf die Schleifseite, sie können sonst sehr unangenehm werden. - Schon während der Fahrt sind die Mitfahrenden über das Verhalten bei der Landung zu unter- richten, im besonderen darüber, daß es Ehrensache ist, bei der Landung den Korb nicht zu verlassen, ehe der Führer es befiehlt. Landung. Der Führer steht am besten wie bei der Ab- fahrt. Die Mitfahrenden sollen sich beim Landen an den Korbleinen auf der Seite des Schlepptaues halten, falls auch nur eine geringe Schleiffahrt zu erwarten ist. Das Ausklinken der Reißleine soll erst ge- schehen, wenn der Führer ganz sicher ist, daß er nicht mehr mit dem Schlepptau die Erde verlassen will: es würde dies nur im wirklichen Notfalle statthaft sein. Wenn das Kleben der Reißbahn schon mehrere Tage vor der Fahrt erfolgte, läßt sie sich wesentlich schwerer ziehen (jedenfalls darf die Reißbahn nicht schon vor Wochen geklebt sein): es ist daher empfehlenswert, daß der Führer sich darüber vor dem Aufstieg unterrichtet, auch empfiehlt es sich bei starkem Wind vor dem ersten Aufstoß ein wenig anzureißen, da während der Schleiffahrt das Anreißen nicht leicht ist. Das Ventil läßt sich dauernd nur durch die Kraft mehrerer Menschen oder mittelst des in die Ventil- leine verschlungenen Knebels offen halten. Am Schlepptau durch Menschen sich halten lassen soll man nur, wenn die Geschwindigkeit des Ballons so gering ist, daß beim Erfassen des Taues niemand gefährdet wird und die Hilfeleistung einen Zweck hat, z.B. Flurschaden oder eine Landung im Wald oder Sumpf zu vermeiden. Bei schwacher Luftbewegung wird es oft aus- führbar sein, ohne Reißbahn zunächst zu landen und dann den (noch vollen) Ballon mit Korb auf ein geeigneteres Grundstück durch herbeigeeilte Leute bringen zu lassen. Besonders in diesem Falle vergesse man nicht die Leute vor der Feuergefährlich- keit des Gases zu warnen (Zigarren!) und beim Ent- leeren unter Wind stehende Leute zur Seite zu schicken, Bei völliger Windstille kann es vorkommen, daß die herabsinkende Ballonhülle den Korb mit den Insassen bedeckt. Der Führer verläßt in solchem Fall kurz vor dem Herabsinken der Hülle den Korb und zieht am Netz die Hülle zur Seite. Verpacken Alle Korbleinen und Auslaufleinen, sowie die Füllansatzleine, das Schlepptau und das Hochlaßtau sind vom Ring zu lösen: Ventil, Reiß- und Scheren- leine sind von den Korbleinen abzubinden. Die Auslaufleinen sind klar lang nach dem Korb hin auszuziehen. Gleichzeitig mit dem Lösen der Leinen ist unter Aufsicht des Führers der Netzring vom Ventil ab- zuschnallen, dann sind alle Ventilschrauben zu lösen (was leicht mit einem Schlüsselende geschieht) und in einen leeren Sandsack zu tun. Dieser ist nachher zuzubinden und im Sitzkorb zu verpacken. (Bei dem 600 cbm-Ballon sind die Schrauben wieder ein- zusetzen.) Wenn alle Schrauben gelöst sind, kann das Ventil abgehoben werden. Es ist streng darauf zu achten, daß niemand mit Schuhen auf die Ballon- hülle tritt. Die Ventilleine ist vom Ventil zu lösen - sofern sie nicht eine Drahteinlage besitzt, in diesem Fall muß sie am Ventil bleiben - und bleibt im Ballon (ebenso wie die Reißleine). Das Ventil wird bis zu seiner Verpackung an eine saubere Stelle oder auf eine Unterlage gelegt. Ein Mann erfaß die oben liegende Auslauf- leinen rechts, einer diejenigen links vom Füllansatz an ihren Enden. Diese Leute gehen dann mit den Leinen rechts und links um den Ballon herum und streifen dadurch den obenauf liegenden Teil des Netzes über die Hülle hinüber. Wenn dies geschehen ist, sind die Leinen vorläufig niederzulegen. Die hilfeleistenden Leute (beim 1300 cbm-Ballon etwa 8, beim 600 cbm-Ballon etwa 5 Mann) rollen die etwas langgestreckte Hülle von beiden Seiten lose so zusammen, daß Ventil- und Füllansatz-Ring die Enden bilden. Dann wird mit dem Ventilring be- ginnend die Hülle zu einem Paket gerollt. Der Füllansatz kommt obenauf zu liegen, darauf Ventil-, Reiß-und Füllansatz-Leinen. Dicht neben die Hülle wird jetzt der Ver- packungsplan gelegt (mit den Schlaufen auf der Unterseite). Der Ballon wird mitten auf den Ver- packungsplan gehoben und dieser von allen Seiten stramm nach oben zusammengezogen. Mittelst der durch alle Schlaufen gesteckten Verbindungsleine (welche sich im Sitzkorb befand) wird das Paket zugebunden und dann kreuzweise umgeschnürt. Das Paket mit der Hülle wird vom Netz her- unter getragen. Dieselben Leute, welche vorher das Netz über die Ballonhülle gestreift hatten, ziehen jetzt die von ihnen vorher gehaltenen Auslaufleinen im umgekehr- ten Sinne, also zu den anderen Auslaufleinen zurück. Zwei Mann fassend das Netz am Netzring, zwei an den Enden aller Auslaufleinen und ziehen das Netz ganz in die Länge. Dann wird dieses mittelst der 6 Netzriemen (die vorher am Ventil waren) in etwa gleichen Abständen gewissermaßen abgebunden. Der Netzring wird zu einer 8 gedreht und diese um die Mitte zusammengeklappt: dann wird um den Netzring das Netz zu einem Knäuel gerollt. Unter schwierigen Verhältnissen, z.B. nach einer Landung im Walde, muß mitunter von der gewöhnlichen Art der Verpackung abgewichen werden. Zum Beispiel kann es sich bei sehr unklarem Netz empfehlen, Ballon und Netz nicht zu trennen: das Ventil ist indessen, wenn angängig, stets heraus- zunehmen. Der Korb ist von der ganzen Ausrüstung zu befreien und von Sand zu reinigen. Die leeren Sandsäcke und der Sack mit den Ventilschrauben (zugebunden) werden in den Sitz- korb gelegt. Werden Kleidungsstücke oder dergl. im Sitzkorb zurückbefördert, so ist dieser zu ver- schließen. Instrumente dürfen in ihm nicht verpackt werden. Das Schlepptau wird in Windungen zu unterst in den Korb gelegt. Dann im Bund das Hochlaßtau. Dann kommt das Netz, darauf der Ring und schließlich das Ventil in den Korb. Die mit ihrer Leine umwickelte Füllansatzschere wird im Korbe an eine Wand gebunden. Der Korb ist mit den Korbleinen derart kreuzweise zu schließen, daß beim Stürzen nichts herausfallen kann. Karten, Instrumente, Kursbuch, Knebel und Messer sind in der Korbtasche sorgfältig zu ver- packen. Beim Verladen ist zu vermeiden, daß der Korb auf den Ballon zu stehen kommt und unbedingt zu verhindern, daß die Wagenräder am Ballon schleifen können. In der Regel ist der Führer nicht verpflichtet, den Ballon zur Bahn zu begleiten, sondern er über- gibt den (vorher zu unterschreibenden) Frachtbrief dem Kutscher, der über die Behandlung des Ballons zu unterrichten ist. Stürzen des Pakets mit dem Ballon ist zu vermeiden, aber dem Schleifen unbedingt vorzuziehen. Im Auslande soll der Führer beim Verladen auf der Bahn zugegen sein, auch im Inlande bei Tertiärbahnen. Die Korbtasche ist nicht mit dem Ballon zu senden, sondern persönlich mit zurückzubringen. Baldmöglichst nach der Landung sind die Landetelegramme (zu denen sich Formulare in der Korbtasche befinden) abzusenden. In den Tele- grammen muß Ort, Zeit und Art der Landung an- gegeben sein. Als Ort ist nicht das nächste Dorf, sondern die Eisenbahnstation oder nächste Stadt zu nennen. Die Art der Landung ist als "sehr glatt" zu bezeichnen, wenn der Korb sich nicht auf die Seite legte, als "glatt", wenn diese gefahrlos der Fall war, als "glücklich", wenn Gefahr ohne Unfall bestanden wurde. Wesentliche Verletzungen von Mitfahrenden oder anderen Leuten müssen angegeben werden, zutreffenden Falls auch in der Folge ge- troffene Maßregeln. Beispiele: "3 glatt Schweidnitz", "5,30 sehr glatt auf Fehmarn": Am Landungsort tunlichst sofort zu bezahlenist der gemachte Flurschaden, falls die Forderung nicht in zu hohem Grade unberechtigt erscheint. Ebenso sind die Leute, welche verpacken geholfen haben zu entschädigen. Da 5-10 Mann hierzu genügen, dürfte die Summe von 10 Mark selten zu überschreiten sein. Ferner sind zu bezahlen die Kosten des Ballontransports zur Bahn. Quittungen sind nicht erforderlich. Die Bahn- fracht ist innerhalb Deutschlands nicht zu bezahlen: es ist aber nicht zu vergessen, daß der Frachtbrief unterschrieben werden muß. Die aus dem Kosten-Anteil des Wagens zur Bahn und dem Preis des Eisenbahnbillets II. Klasse bestehenden Unkosten werden dem Führer erstattet, ebenso die Kosten von Telegrammen an den Fahrten- ausschuß und die durch unvermeidliches Übernachten entstandenen Unkosten. Das ausgefüllte Abrechnungsformular ist bald- möglichst, die Korbtasche mit Karten, Instrumenten, usw. innerhalb 48 Stunden an den Vorsitzenden des Fahrten-Ausschusses abzuliefern. Verlust und Beschädigung von Instrumenten, Karten, Gerät usw. ist bei Einreichung der Ab- rechnung mitzuteilen: falls deren Ursache nicht auf mangelnde Fürsorge des Ballonführers zurückzuführen ist oder nicht die Mitteilung davon unterbleibt, hat der Ballonführer keinerlei Schaden zu ersetzen. Der Ballonführer erhält vor der Abfahrt einen Vorschuß (in der Regel 100 Mark), dessen Rest mit der Abrechnung abzuliefern ist. Verhalten im AuslandDie Aufnahmen von Photografien fremdenLändergebietes und das Auflassen von mitgenomme- nen Brieftauben ist allgemein ausgeschlossen. Für etwaige, bei den Ballonfahrten und Landun- gen auf fremdstaatlichem Gebiet verursachte Be- schädigungen ist Schadensersatz nach den Gesetzen des Landes, in dem der Schaden erwachsen ist, zu leisten und zwar, wenn irgend möglich, sofort bar. Bei der Landung in Österreich ist der Gemeinde- Vorstand, in dessen Gebiet die Landung erfolgte, sofort zu benachrichtigen (laut diplomatischen Ab- kommens zwischen Österreich-Ungarn und Deutsch- land). Zum Ausweis dient ein Certifikat, welches im Inneren der Korbtasche befestigt ist und im Bedarfsfalle losgelöst wird. Auch in anderen Staaten ist, falls irgend welche Schwierigkeiten entstehen, die nächste Behörde auf- zusuchen oder zu benachrichtigen. In Rußland bedarf es mangels eines Passes behördlichen Ausweises zur Rückkehr über die Grenze. Der Gubernator (des betreffenden Gouvernements) ist telegrafisch zu benachrichtigen, falls nicht eine persönliche Meldung bei ihm stattfindet. (Frage: Welches Gouvernement? Katoraja Gubernija?) Offiziere haben sich im Auslande bei Landungen in der Nähe von Garnisonsorten bei dem Garnison- ältesten zu melden. Die Fracht des Ballons muß im Auslande bezahlt werden. Der Führer ist für die Absendung des Ballons von einer Bahnstation verantwortlich. Mitführung als Passagier-Gepäck bis über die Grenze soll die Regel sein. Instruktion Es liegt im Interesse der Messungen, den Ballon in regelmäßigem Steigen die größte Höhe bald er- reichen zu lassen. Für den wissenschaftlichen Zweck ist es besser, den Ballon möglichst hoch zu bringen, als die Fahrt möglichst auszudehnen: aber auch Weit- und Dauerfahrten können interessante wissenschaftliche Ergebnisse liefern, sodaß genaue Beobachtungen auf alle Fälle zu empfehlen sind. -- Die Ablesungen werden am besten immer dann gemacht, wenn der Ballon nach dem Ballastwurf sich dem Gleichgewicht nähert. Folgendes ist zu messen bezw. zu beobachten: Luftdruck, Temparatur, Feuchtigkeit, Strah- lung, Wolken, Richtung und Geschwindig - keit der Ballons. Für wissenschaftliche Fahrten sind direkte Höhenablesungen an einem Aneroid oder Fahr- barographen unzulässig. Zulässig sind nur Ab - lesungen des Quecksilberbarometers oder statt dessen die Druckangaben eines Aneroids: dessen Korrektionen müssen aber von Zeit zu Zeit genau untersucht und bei der Höhenberechnung berück - sichtigt werden. 1) Die Höhenberechnung muß auf Grund dieser korrigierten Werte und mit Berück- sichtigung der Lufttemperatur vorgenommen werden. ²) Das Assmannsche Aspirationspsychrometer ist das einzige für Temperaturmessung im Ballon taug- liche Instrument. Das Instrument wird an den Gänsefüßen aufgehängt und für die Ablesung schnell zum Korb herangezogen. Der Aspirator muß mindestens seit 5 Minuten vor der Ablesung in vollem Gange sein. Die Ablesung der Thermometer muß bei hinausgebeugtem Oberkörper und ganz rasch geschehen, da durch die Nähe des erwärmten Korbrandes die Angaben sonst erheblich gefälscht würden. Solche Fahrtteilnehmer, die mit der Ab- lesung betraut werden und noch ungeübt sind, sollen sich vor der Fahrt die nötige Gewandtheit aneignen. - Diese Schwierigkeit wird durch eine Fernrohrablesung vermieden.³) Die absolute und relative Feuchtigkeit werden aus der Differenz des trockenen und feuchten Thermometers berechnet. 4) Bei trockener Luft muß das feuchte Thermometer öfters befeuchtet werden, etwa alle 15 Minuten. Das feuchte Thermo- meter braucht daraufhin etwa 5 Minuten, bis es den richtigen Stand erreicht. 1) Die internationale Kommission ist gern bereit, bei rechtzeitiger Einsendung die Prüfung der Aneroide vor- zunehmen, beziehungsweise bei den meteorologischen Insti- tuten zu vermitteln. Die Einsendung muss mindestens 14 Tage vor der Fahrt erfolgen. 2) z.B. an Hand der Tabellen in Moedebecks Taschenbuch für Luftschiffer Seite 556 oder der von A. de Quervain neu herausgegebenen, ausführlichen Angotschen barometrischen Höhentafeln. (Trübner Strassburg) 3) Einfach und praktisch ist die Ablesevorrichtung von v. Bassus. (siehe Illustrierte Aeronautische Mitteilungen 1904 S. 346.) 4) Siehe z.B. Moedebecks Taschenbuch II. Auflage pag. 61 Man gibt schätzungsweise an wie stark die Sonne scheint. Eine bessere Präzi- sierung dieser Angaben bilden die Ablesung eines in eine evacuierte Glashülle eingeschlossenen Schwarz- kugelthermometers. Dieses ist immer nach der Sonnenseite hin umzuhängen. Als Maß für die Strahlung wird die Differenz zwischen dem jeweiligen Stand des Schwarzkugelthermomenters und der Luft- temperatur angenommen (Aktinometrische Differenz): Es ist zunächst zu unterscheiden, was für Wolken über und unter dem Ballon sind. Bei der Bezeichnung ist nicht nur der Ausdruck 'Wolken- schicht' anzuwenden, sondern die Bezeichnung der internationalen Klassifikation. Dabei ist nach Möglichkeit von den schon vor der Abfahrt ge- machten sorgfältigen Konstatierungen auszugehen. Die Höhe (rep. der Luftdruck) beim Eintritt und Austritt des Ballons beim Durchschneiden einer Wolkenschicht ist genau zu beobachten. Brauchbare Wolkenbeobachtungen im Ballon kann nur ein Beobachter machen, der sich auch am Erdboden mit Wolkenbeobachtungen beschäftigt. Genaue Beobachtungen sind nur möglich, wenn die Erdoberfläche in Sicht ist. Bei ausgezeichneten Punkten, welche die Visierlinie über das Ende des Schlepptaus passiert, wie Straßen, Eisenbahnen, Flüsse usw., wird die Zeit genau beobachtet (Stunde, Minute und deren Zehntel) und nachher mit Hilfe der Karte die Richtung und Geschwindigkeit er- mittelt. Solche Angaben sind sehr wichtig: über- flüssig dagegen ist es bei der wissenschaftlichen Be- arbeitung die Namen aller unbedeutender Dörfer, über die man wegfliegt, anzugeben. Ausgenommen seien einige geographisch und topographisch orien- tierende allgemeine Angaben. Im allgemeinen erscheint es wünschenswert, daß der zum Ausdruck in der internationalen Publi- kation eingesandte Fahrbericht nicht eine bloße Kopie der Augenblicknotizen der Fahrt, sondern eine gewisse Verarbeitung der Fahrnotizen dar- stelle, worin meteorologisch Bemerkenswertes an- geführt, das, was meteologisch belanglos und auch nicht von allgemeinem Interesse ist, unterdrückt wird. Man sehe auch in Moedebecks Taschenbuch für Flug- techniker und Luftschiffer. II. Auflage, pag. 45 u. 84. Kapitel II und III: 'Die Physik der Atmosphäre', und 'Meteorlo- gische Beobachtungen bei Ballonfahrten', Bearbeitung von V. Kremser. Ab hier beginnen die Seiten des Logbuches
|
|